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Aphorismen zur Architektur - Haltung
„Der Ort erzeugt die Idee und die Idee erschafft einen neuen Ort.“ (1)
Architektur ist nicht beliebig versetzbar, nicht für irgendeinen neutralen Ort gemacht; Sie hat einen bestimmten Platz, der unverrückbar ist, in den sie eingebunden ist und mit dem sie zusammen erlebt werden kann. Der Architekt wird sich an den Gedanken gewöhnen müssen, dass er mit Orten umgeht, die schon da waren und in denen viele Erinnerungen, Wünsche, Träume und Hoffnungen verborgen sind. In diesem Sinne versuchen wir keine Gegenwelten mit harten Kontroversen aufzubauen; halten Abstand vom Moden, "Mainstream" oder ausgegebenen Tagesparolen. Unseres Erachtens ist es maßvoll und angemessen aus den Gegebenheiten heraus etwas Neues zu entwickeln, zu analysieren und das Vorgefundene zu transformieren, um somit die Geschichte im aktuellen Kontext fortzuschreiben. Somit ist das „Wesentliche des Entwerfens“ nicht das Erfinden, sondern das Entdecken vorgefundener Situationen, die im Laufe der Geschichte gewachsen sind und immer wieder durch Brüche überlagert wurden.
"Raum, Licht und Ordnung. Das sind die Dinge, die Menschen genauso brauchen wie Brot oder einen Platz zum Schlafen." (2)
"Raum- drei Dimensionen, die den Menschen vollständig umschließen. Der Mensch bewegt sich im Raum sieht Formen und Gegenstände, hört Geräusche, fühlt den Wind, riecht den Duft blühender Blumen. Raum ist ähnlich materieller Substanz wie Holz oder Stein, jedoch von Natur aus ohne Form. Seine optische Erscheinung, die Qualität des Lichtes, die Dimensionen und sein Maßstab werden restlos von jenen Elementen bestimmt, die ihn umgrenzen. Wird Raum durch Elemente umschlossen, geformt und geordnet, so entsteht Architektur." (3)
"Alles über allem: Das Licht !" (4)
Das Sonnenlicht fällt durch die Fenster, oder durch die Oberlichter im Dach, auf Wände und Boden und belebt dort deren Farben und betont ihre Texturen. Mit dem Wechsel von Licht und Schatten kommt Leben in den Raum, die Gegenstände in ihm erscheinen plastischer. Neben der Intensität und Richtung des Sonnlichtes sind Größe, Lage und Ausrichtung der Fenster und Oberlichter der entscheidende Faktor für die optische Kraft des Lichts auf Flächen und Formen des Raumes.
"Nach einiger Zeit erkennt man das Ganze im Detail und im Detail das Ganze." (5)
Für den Architekten hat die Proportion dieselbe Funktion wie die Perspektive für den Maler: Sie soll viel tiefere und eindrücklichere Impressionen hervorrufen, als die physische Welt erlaubt. Proportion ist die Geometrie des Raumes; man muss ihre Prinzipien verstehen, um den vollen Nutzen aus ihren Vorteilen zu ziehen.
„Bauen ist Konstruieren. Konstruieren heißt, jedes Detail bis ins Kleinste durchdenken und aus dem schöpferischen Zusammenfügen der Details das Ganze schaffen.“ (6)
Eine der größten Herausforderungen der modernen Architektur besteht darin, in abgewogener Art und Weise die Konstruktion und die damit verbundenen Materialien festzulegen. Hier sollen Tragsysteme ausgewählt, Normen geprüft und die richtige Auswahl der Materialien zugefügt werden. Die Details sollten so konzipiert sein, dass sie Zusammenhänge herstellen. Hier kann das Detail im Ganzen oder das Ganze im Detail ablesbar sein. Ziel ist es, die beiden Module, Entwerfen und Konstruieren nicht als getrennte Disziplinen, sondern als "simultaner Prozess" zu verstehen, welche zusammen das Potential besitzen ein "architektonisches Bild" zu schaffen.
"Der Wegverlauf sollte so konzipiert sein, dass der Benutzer in einen aktiven und engagierten Entdeckungsprozess zu verwickeln mag."(7)
Die Wegeführung setzt räumliche, körperliche und beziehungsmäßige Schwerpunkte und regelt den Innen-Außenraum-Bezug. Sie bezieht sowohl materielle als auch immaterielle Kompositionselemente in den Wahrnehmungsprozess mit ein.
Epilog:
Architektur erleben heißt sehen lernen. Wer diese Erfahrung macht, wird Bauwerke nicht mehr isoliert wahrnehmen: Jedes Gebäude hat seine bestimmte Umgebung -einen geistigen Ort- und kann deshalb unseres erachtens nach nur in größeren Zusammenhängen betrachtet werden. Dabei wird die wesentliche Herausforderung des zukunftsfähigen Bauens, darin bestehen eine Balance zwischen der Architektur und der Natur zu schaffen.
Literaturverzeichnis:
(1) Sieben Variationen des Raumes über die sieben Leuchter der Baukunst von J. Ruskin,O.M.Ungers, Verlag-Hatje, 1985
(2) Feststellungen,Le Corbusier, Birkhäuser-Verlag Basel, 2001
(3) Die Kunst der Architekturgestaltung, Fancis D. Ching, Bauverlag-Basel, 1983
(4) Luigi Snozzi, Documenti di architettura- Electa 1988
(5) Die Kunst der Architekturgestaltung, Fancis D. Ching, Bauverlag-Basel, 1983
(6) Mies van der Rohe at Work, Mies van der Rohe, Phaidon, 1999
(7) Ausblick auf eine Architektur, Le Corbusier - 1922, Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft, 1982
Bildnachweis:
(1) Bestandsgebäude in Marmagen, d&p
(2) Büro in Marmagen, Thomas Koculak
(3) Wohnhauserweiterung in Dorsel
(4-5) Projekt in Trier
(6) Projekt in Luxemburg
(7) Wohnhaus in Leverkusen-Leichlingen, (3-7) Rainer Mader
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